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Warum eine Typveränderung so wichtig ist

(Foto: Simone, IG @simone_i_jacob)

Hättest Du mich erkannt? Das bin ich vor 30 Jahren mit meiner Tochter.  Nach der Geburt verlor ich – wahrscheinlich durch den plötzlichen Hormonabfall – so viele Haare, dass ich mich für einen radikalen Schritt entschied. Von lang und blond, ließ ich mir die Haare kurz schneiden und dunkel färben. Eine Entscheidung, die heftige Reaktionen in meinem Umfeld provozierte und meine Sicht auf mich veränderte.

Mein damaliger Mann beispielsweise, der von nichts wusste, stand in der Tür und sagte schockiert, „nimm’ die doofe Perücke runter“.

Diese extreme Typveränderung war eine der spannendsten Erfahrungen in meinem Leben. Mein Umfeld reagierte auf die Frau mit den kurzen, dunklen Haaren deutlich anders als auf die Blondine mit der langen Mähne. Frauen waren mir gegenüber netter und offener. Sie nahmen mich mehr als Kumpel, denn als Konkurrenz wahr. Ich genoss diese neue Leichtigkeit. Und wen wundert’s, bei den Männern fiel ich als „Kerl“ schlagartig aus dem Beuteschema. Folglich waren sie entspannter und weniger eingeschüchtert.

Zum ersten Mal in meinem Leben befand ich mich in einer neutralen Zone. Keine sexistischen Anspielungen und ich war plötzlich eine, die „Mann“ mit auf den Fussballplatz nahm und mit der er abends gerne ein Bier trank.

Was ich damals lernte ist, dass nichts in Stein gemeißelt ist. Auch der eigene Typ nicht und dass es eine wunderbare Erfahrung sein kann, sich ab und zu neu zu erfinden. Wie verändert sich dadurch mein Auftreten, mein Körperbewusstsein, mein Selbstvertrauen und was spiegeln mir meine Mitmenschen zurück?

Ich kann Dich deshalb nur ermutigen auf diese Entdeckungsreise zu gehen und ab und zu andere Seiten an Dir auszutesten, in neue Rollen zu schlüpfen, damit zu spielen. Mal bist Du burschikos, mondän, elegant, sportlich, wild, verführerisch, streng oder lieber verspielt.

Das Tolle daran, es geht ganz einfach. Ein anderer Haar- und/oder Kleider-Style und schon ist die Verwandlung in diese neue Person perfekt inszeniert. Wir müssen uns nur trauen, mit den vielen Möglichkeiten die in uns stecken, zu spielen.

Zurückhalten kann uns nur die Angst anzuecken, nicht konform zu sein, nicht zu gefallen. Ja, diese Angst kenne ich auch. Nicht mehr zum „Tribe“ zu gehören, weil man anders ist. Das kann sich sehr unangenehm anfühlen. Andererseits, wer ständig jedermanns Liebling ist, wird auch schnell jedermanns Depp. Ein Grund mehr den Sprung in eine andere Person zu wagen. Wer der eigenen Angst keine Macht gibt und sie überwindet – sei es auch nur in kleinen Styling-Dingen, kann nur gewinnen und stärker werden.

Geschrieben ist das schnell, aber mit der gleichen Offenheit danach zu leben, ist natürlich ungleich schwerer. Auch ich stecke manchmal fest und werde zum Opfer meiner eigenen Überzeugungen, wie kürzlich, als mir Peter Hahn für ein Shooting eine Auswahl an Kaschmir Pullis schickte. Unter den acht Teilen, waren zwei mit kräftigen, wilden Farben und Mustern. Meine Geschmacksnerven rebellierten sofort. Ich und Pullis mit Mustern. Ein No Go! Das erinnerte mich an meine Oma, die immer quietschbunt, gemustert durch die Gegend lief.

Trotzdem zog ich die No-Go Pullis für das Shooting an. Ich war mir sicher, dass die Fotos für die Tonne waren. Doch dann, die große Überraschung. Die wilden Teile sahen fantastisch an mir aus. Ich wirkte gar nicht „Oma“, sondern rockig, fröhlich und sogar ein bisschen exzentrisch. Auch mein Partner und meine Tochter waren begeistert.

Jeder neue Style, weckt unsere Sinne, hält uns flexibel im Denken und Fühlen. Wenn ich über viele Jahre immer gleich aussehe, das Gleiche tue, ist die Gefahr groß mit dem Alter eingefahren zu werden. Dann sieht man halt so aus, wie man immer aussieht. Ist ein bisschen langweilig, finde ich! Nicht nur für mich, auch für meine Mitmenschen, meinen Partner, meine Freunde, Kollegen und die Kinder.

Lieber will ich überraschen! Dabei muss es mir egal sein, wie mein neuer Look ankommt. Es darf ruhig getrascht und gelästert werden – Hauptsache ich hatte Spaß mich aus meiner Komfortzone zu bewegen. Wenn es mir zu viel wird, kann ich mich ja schnell wieder in meinen „so wie immer Look“ retten.

Was passiert schon, wenn ich mich und so wie ich mich sehe ab und zu über den Haufen schmeiße. Nichts – wirklich nichts! Also, keine Angst vor Veränderung. Danach bin ich immer noch die Gleiche nur um ein paar Erfahrungen reicher.

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Simone Jacob im PETER HAHN Magazin
(Foto: Simone, IG @simone_i_jacob)

Simone Jacob
ist Autorin, Regisseurin, Weltreisende, Mutter, Bildhauerin, Model und noch vieles, vieles mehr. Sie hat sich in ihrem Leben mehrfach neu erfunden und ist damit eine Art Lifestyle-Künstlerin. In ihrer exklusiven Kolumne für das PETER HAHN Magazin möchte sie Frauen dazu inspirieren, das Leben zu nehmen, wie es kommt, dabei stets positiv zu denken und auch dem Thema Alter und Altern entspannt entgegen zu sehen. Dabei hat sie jede Menge Tipps und Tricks für die perfekte innere Ruhe und Ausgeglichenheit im Gepäck.