Unvorhersehbare Tränen-Tsunamis, Wutausbrüche, Vergesslichkeit (wo war noch mal die Brille), grenzenlose Ungeduld, Weltuntergangs-Tage, einhergehend mit einem Schwall wütender Wörter, für die ich mich später fast immer entschuldigen musste. Ich hatte bereits viel über die Wechseljahre gehört. Bis zu meinem 50. Geburtstag, waren sie jedoch lediglich eine seltsame Krankheit, die nur die anderen, die Warmduscher-Frauen befiel, aber ganz sicher nicht mich. Rückblickend bin ich geläutert und wälze mich in Reue. Sorry, sorry liebe Frauen…jetzt weiß ich, wir sitzen alle im selben Boot.
Aber damals war es für mich unvorstellbar, dass ein funktionierendes Weibsbild wie ich, dass tagein-tagaus einen Bauernhof mit Kindern und Tieren managte und nebenbei als Fernsehautorin und Bildhauerin tätig war, in ein heulendes Wechseltierchen mutieren könnte. Und doch geschah es mit der magischen 50. Zunächst wollte ich es nicht wahrhaben. Meine vielen Symptome ließen jedoch irgendwann keinen Zweifel mehr zu:
Ich war in der Menopause
Auch ich war nun eine dieser Frauen, die bald ihr letztes Ei produzieren würde. Ich beschloss, das Thema Wechseljahre offensiv anzugehen und mit anderen Frauen darüber zu sprechen. Ging es ihnen ähnlich? Mit welchen Symptomen hatten sie zu kämpfen? Was half ihnen? Das Problem war nur, die wenigsten wollten über die Wechseljahre sprechen. Dieses Thema wurde noch immer tabuisiert. Schämen wir uns in den Wechseljahren zu sein?
Irgendwie auch verständlich. Alles auf diesem Planeten ist Fortpflanzung. Die meiste Zeit unseres Lebens ist es für uns selbstverständlich fruchtbar zu sein. Mit den Wechseljahren ist damit Schluss. Als attraktive Bruthenne funktionieren wir nicht mehr. Der Verlust dieser Fähigkeit macht Angst. Landen wir auf dem Abstellgleis, werden wir als Frau unsichtbar?
Noch in der Generation meiner Oma war das so. Das Leben ab 50 war als Frau vorbei. Als Bestager-Model mit 58 Jahren bin ich heute der beste Beweis, dass sich die Zeiten geändert haben. Zum Glück! Mit 58 empfinde ich mein neues Leben nach der Menopause wunderbar. Es ist geprägt von innerer Ruhe und Zufriedenheit.
Das geht offenbar vielen Frauen so. Zudem kann es befreiend sein, endlich nicht mehr verhüten zu müssen? Pillen, Spiralen, Diaphragmas und was die Empfängnis-Verhütung sonst noch hergibt, landen im Müll und nicht mehr in unserem Körper. Endlich frei! Das hat doch was…
Um zu diesen genussvollen Höhen aufzusteigen müssen viele Frauen aber leider erst mal durch ein tiefes Tal.
Sprechen wir über die Quälgeister der Wechseljahre
Schweißausbrüche, Gelenkschmerzen, Schlaflosigkeit, Traurigkeit, sexuelle Lustlosigkeit, trockene Schleimhäute, Gewichtszunahme…
Immerhin ein Drittel aller Frauen haben gar keine Meno-Beschwerden. Die Glücklichen!!! Ein Drittel leichte und nur ein Drittel schwere Symptome. Schuld ist das sich ausschleichende Progesteron und Östrogen.
Der Rückgang von Progesteron verursacht häufig Migräne, Wassereinlagerungen, Schlafstörungen und Gereiztheit. Die Abnahme von Östrogen ist dagegen verantwortlich für Hitzewallungen, Kreislaufprobleme, trockene Schleimhäute und Depressionen.
Von welcher Kombo und in welcher Stärke frau getroffen wird, kann sie sich leider nicht aussuchen. Jede Frau erlebt die Wechseljahre anders.
Ich hatte beispielsweise keinerlei Schweißausbrüche oder Schlafstörungen, dafür litt ich unter starken Stimmungsschwankungen. Ich weiß nicht, was schlimmer ist?! Ganz ehrlich, manchmal hätte ich lieber geschwitzt als geheult.
Kommen viele Symptome zusammen, kann das Leben als Wechseltierchen zur Hölle werden.
Bei schweren Verläufen ist es daher durchaus sinnvoll über eine Hormonersatz-Therapie nachzudenken. Dabei wird meist Östrogen in Form von Tabletten, Pflastern, Sprays, Salben zugeführt. Viele Ärzte sehen die künstliche Zuführung von Hormonen allerdings kritisch. Sie stehen im Verdacht Thrombosen und Brustkrebs zu begünstigen.
Inzwischen kann man aber auch auf bioidentische Hormone ausweichen. Chemisch sind sie exakt wie die körpereignen Hormone aufgebaut und werden daher meist besser vom Körper vertragen. Ich entschied damals: Das ist mein Weg! Leider ist er recht aufwändig und teuer. Alle drei Monate muss z.B. bei der Rimkus-Methode ein neues Blutbild mit Hormonstatus gemacht werden, damit dann neue, perfekt auf einen abgestimmte Pillen hergestellt werden können.
Ein Jahr hielt ich durch, dann hatte ich genug vom Blut abnehmen und Pillen schlucken – egal ob künstlich oder bioidentisch. Auch bioidentische Hormone greifen in den natürlichen Vorgang ein. Und:
Die Wechseljahre sind KEINE KRANKHEIT
Der Abbau von Hormonen ab einem gewissen Alter und der Übergang in eine neue Lebensphase sind von der Natur so vorgesehen.
Wer nur leichte Beschwerden hat, sollte deshalb besser auf rein pflanzliche Präparate zurück greifen in denen hormonartige Substanzen vorkommen. Sie finden sich in Soja, Hopfen, Yamswurzel, Rotklee, Traubensilberkerze, Sibirischem Rhabarber und Frauenmantelkraut. Es gibt sie rezeptfrei in der Apotheke.
Mir half außerdem viel Bewegung an der frischen Luft. Es muss nicht immer Sport sein, auch lange, stramme Spaziergänge pusten Geist und Seele durch. Dazu ernähre ich mich fleischlos und schwöre auf Ingwer. Er kommt bei mir in fast alles hinein: Tee, Müsli, Suppen, Soßen, Wok, Salat. Er ist entzündungshemmend und kurbelt den Kreislauf an. Frauen in asiatischen Ländern haben erwiesenermaßen kaum Wechseljahres-Beschwerden. Viele führen dies u.a. auf ihren hohen Soja- und Ingwer-Verzehr zurück.
Ansonsten – ich will ja nicht schadenfroh sein – aber:
Auch Männer kommen in die Wechseljahre
Das finde ich irgendwie entlastend. Bei Männern nennt man sie Andropause. Zwar erleben Männer sie nicht so heftig wie wir Frauen, da sie sich über Jahre einschleichen und sie bleiben auch fruchtbar, dennoch haben sie mit dem Verlust ihrer Manneskraft zu kämpfen. Ich finde das sehr förderlich für das gegenseitige Verständnis und Mitgefühl.
Zum Schluss ein Buch-Tipp: „Women On Fire“ von Dr. med. Sheila de Liz. Absolut empfehlenswert! Für mich das beste Buch zu den Wechseljahren.
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Simone Jacob
ist Autorin, Regisseurin, Weltreisende, Mutter, Bildhauerin, Model und noch vieles, vieles mehr. Sie hat sich in ihrem Leben mehrfach neu erfunden und ist damit eine Art Lifestyle-Künstlerin. In ihrer exklusiven Kolumne für das PETER HAHN Magazin möchte sie Frauen dazu inspirieren, das Leben zu nehmen, wie es kommt, dabei stets positiv zu denken und auch dem Thema Alter und Altern entspannt entgegen zu sehen. Dabei hat sie jede Menge Tipps und Tricks für die perfekte innere Ruhe und Ausgeglichenheit im Gepäck.