Gleich mal vorneweg… ich bin keine Beziehungs-Expertin. Das Einzige was ich zum Thema Beziehung bieten kann, sind 59 Lebensjahre inclusive einiger gelungener und weniger gelungener Beziehungen. In deren Verlauf holte ich mir ein paar blaue Flecken und Beulen, was mir in der Summe jedoch viele wertvolle Erfahrungen einbrachte. Wie heißt es so schön, am meisten profitiert man von den schwierigen Lebensphasen. Eines habe ich dabei sicher gelernt:
Beziehungen sind unglaublich komplex und jede ist anders. Es gibt daher nicht die eine Lösung für jeden.
Schön wär’s gewesen…aber meist beginnt die Ahnungslosigkeit und das Herumirren beim Thema Frau/Mann schon früh. Manchmal im Kindergarten, spätestens in der Schule. Da lernt man zwar Mathe, Chemie, Deutsch, Spanisch, Handarbeiten etc., aber nicht wie eine glückliche Beziehung geht. Jedenfalls war das so, als ich zur Schule ging.
Aber zum Glück sind Menschen lernfähig und Systeme auch.
2007 startete die Willy-Hellpach-Schule in Heidelberg, das Schulfach „Glück“, mit dem Ziel, Lebenskompetenz, Lebensfreude und Persönlichkeitsentwicklung zu fördern, Inzwischen gibt es immer mehr Schulen in Deutschland und Österreich, die das Fach „Glück“ eingeführt haben. Wäre es nicht wundervoll, wenn alle Schulen „Glück und Beziehung“ als Pflichtfach anbieten würden?!
Glücklich sein, ist das nicht unser aller Ziel?
Meine Glücks- und Beziehungsreise begann mit Selbsterfahrungs-Workshops und einer Ausbildung zur Systemischen Familientherapeutin. Ich habe nie als Therapeutin gearbeitet, aber das Wissen half mir sehr meine eigenen Probleme zu bewältigen.
Heute bin ich ein sogenannter Bestager, heißt wohl: Ich bin im besten Alter, was ich darauf beziehe, dass ich einige Krisen und Kämpfe durch- und überlebt habe und jetzt endlich in ruhigeren Gewässern dümpeln darf. Ich habe überlegt, welche Erkenntnisse ich heute meinem jüngeren Selbst mit auf den Weg geben würde?
Hier sind sie, meine sieben Glücksbringer für das Gelingen einer glücklichen Beziehung
1 Respekt! Immer! Auch im Streit! Niemals unter die Gürtellinie schlagen. Das erfordert natürlich viel Disziplin und Anstand!
2 Toleranz! Ich kann nur mich, nicht den anderen ändern. Daher möchte ich verstehen warum mein Partner so ist wie er ist. Wenn wir Meinungsverschiedenheiten haben, setzen wir uns gegenüber und geben uns Redezeit. Solange der andere redet, darf er unter keinen Umständen unterbrochen werden. Wahrheit hat viele Gesichter und ein Streit wird niemals durch Rechthaberei gelöst. Es geht vielmehr um Zuhören und Verstehen. Warum fühlt sich mein Partner so und nicht anders? Bedenke auch, Du bist immer Teil des Problems. Was kannst Du an Deinem Verhalten ändern, damit die Beziehung besser funktioniert.
3 In Ich-Botschaften sprechen. In jeder Beziehung gibt es mal Streit. Killersätze sind dann: „Du bist immer…“, „Du machst nie…“, „Du bist unmöglich…“! In solchen Momenten geht es meist um Schuldzuweisungen. Wer einen echten, konstruktiven Austausch möchte, sollte besser Ich-Sätze formulieren: „Ich fühle mich nicht wertgeschätzt, weil…“, „Ich bin traurig, wenn…“ „Ich bin verletzt, wenn…“! Das hilft dem anderen zu verstehen, was sein Verhalten in Dir auslöst.
4 Die Liebe nicht mit Erwartungen überfrachten. Die meisten romantischen Liebesgeschichten hören auf, wenn sich das Paar gefunden hat. Aber Liebe geht erst richtig los, wenn einen der Alltag im Griff hat. Wer wäscht die Wäsche, wechselt die Windeln, in der Firma gibt es Ärger, das Geld reicht nicht aus, der Sex wird fad, Krankheit, Durchfall, Blähungen und Kopfschmerzen werden zum Liebes- und Lustkiller sein. Aber so ist Leben eben. Früher wusste man das! Ehen wurden arrangiert und es ging darum, ob die Eheleute als Team gut funktionieren. Eine Untersuchung stellte fest, dass heutige Liebes-Ehen in den ersten Jahren zwar die glücklichere Bilanz aufweisen, sich aber nach ein paar Jahren dem Glücksniveau der arrangierten Ehen anpassen. Ich möchte damit natürlich keine arrangierten Ehen anpreisen, ich will nur darauf hinweisen, dass es hilfreich ist, auch eine Liebesbeziehung etwas bodenständiger anzugehen. Denn wenn die Verliebtheit schwindet, zählen andere Dinge.
5 Der Partner ist nicht für Dein Glück zuständig. Besser Du sorgst selbst gut für Dein Glück! Zum Beispiel mit Freunden oder Hobbys.
6 Sich nicht um eine Entschuldigung drücken. Im richtigen Moment kann sie Wunder wirken! Emotionale Bomben können mit einer ehrlich gemeinten Entschuldigung entschärft werden.
7 Formuliere Deine Grundwerte und Ziele. Alle Punkte 1-6 verhelfen natürlich nur zu einer tollen Beziehung, wenn Deine Grundwerte und Ziele mit denen Deines Partners zusammenpassen. Falls nicht, ist es vielleicht besser die Reißleine zu ziehen, als sich jahrelang in einer unglücklichen Beziehung zu quälen. Ein zu kleines Paar Schuhe wird auch durch jahrelanges Tragen nicht größer.
In diesem Sinne, viel Spaß beim ausprobieren…
MORE ABOUT
Simone Jacob
ist Autorin, Regisseurin, Weltreisende, Mutter, Bildhauerin, Model und noch vieles, vieles mehr. Sie hat sich in ihrem Leben mehrfach neu erfunden und ist damit eine Art Lifestyle-Künstlerin. In ihrer exklusiven Kolumne für das PETER HAHN Magazin möchte sie Frauen dazu inspirieren, das Leben zu nehmen, wie es kommt, dabei stets positiv zu denken und auch dem Thema Alter und Altern entspannt entgegen zu sehen. Dabei hat sie jede Menge Tipps und Tricks für die perfekte innere Ruhe und Ausgeglichenheit im Gepäck.