Ein radikal neuer Haarschnitt – von lang auf kurz – mehr als nur eine Typveränderung… Zwei Jahre habe ich gebraucht, um den Mut zu einer radikalen Typveränderung zu finden. Meine langen grauen Haare mussten einem Kurzhaarschnitt weichen. Vielleicht lächelst Du jetzt müde, da Du schon lange kurz trägst oder ständig Deinen Haarschnitt änderst, für mich aber ist das eine intensive, neue Erfahrung. Fast so etwas wie eine kleine Revolution.
Mein Experiment startete bei meiner Lieblings-Haarschneiderin. Lisa, die in der Vergangenheit immer wieder erlebt hatte, dass ich „kurz“ wollte, aber dann kleinlaut doch wieder bei lang blieb, war auch dieses Mal skeptisch. Erst als ich mit Grabesruhe anordnete „Haare ab“, war klar, dieses Mal ist es mir ernst. Ich wollte es „ANDERS“.
Die meiste Zeit meines Lebens hatte ich eine lange, blonde Mähne. Jahrelang empfand ich sie als gottgegebenen Teil, der zu mir gehörte, genauso wie meine Arme oder Beine. Abschneiden war keine Option. Gefühlt hätte ich mir damit auch einen Teil meiner Weiblichkeit weggeschnitten.
Im Rückblick würde ich sagen, dass ich mit meinen Wallehaaren ziemlich genau dem männlichen Beuteschema entsprach und auch unter Frauen eher als Konkurrentin denn als Kumpel wahrgenommen wurde.
Erst in den letzten Jahren kamen mir Zweifel an meinen langen Haaren. Nicht, dass ich sie per se doof fand, ich wollte mich nur nicht mehr durch meine Haare definieren. Ich hatte auch das Gefühl dadurch andere Seiten in mir zu verdecken. Zudem langweilte mich mein immer gleicher Look!
Ich hatte Lust auf einen radikalen Wandel. Einen Kurzhaarschnitt á la Tilda Swinton vielleicht?! Edgy, nicht klar einzuordnen und dennoch ein starkes Statement. In jedem Fall unkonventionell, ein bisschen verwegen und boyisch. Diese Attribute klingen vielleicht übertrieben, aber als überzeugte Langhaar-Trägerin, war ein Kurzhaarschnitt für mich fast so etwas wie eine kleine Revolution.
Wie würden meine Mitmenschen auf mich reagieren? Bin ich kurzhaarig für sie immer noch dieselbe? Entdecken sie neue Seiten an mir? Wie werden Männer auf mich reagieren? Falle ich aus ihrem Beuteschema und bin nun der Kumpel-Typ? Was werden kurze Haare in meinem Leben ändern? Werden sie überhaupt etwas ändern? Diese Fragen fand ich hochspannend.
All’ das und mehr, wollte ich wissen. Ich war bereit für meine Typveränderung! Entschlossen saß ich auf Lisas Friseurstuhl. Mit jeder fallenden Strähne hüpfte mein Herz ein klein wenig – vor Freude.
Das war es, was ich brauchte! Raus aus der Box, in der ich nicht nur mit meinen Haaren, sondern auch als Typ, jahrelang festhing. Ich war so an meinen Look gewöhnt, dass ich vergaß zu hinterfragen, ob meine mittlerweile lange, graue Mähne noch zu mir passte.
Mein Gesicht ist von Natur aus eher lang und schmal. Die langen, glatten Haare hatten mir eine gewisse Schwere und Strenge verliehen. Typ Lehrerin, meinte mein Partner oft neckisch. Obwohl männlich, hatte er mich immer zu einer Kurzhaar-Friseur angetrieben.
Mit jeder Franse die zu Boden fiel, tauchte ein jüngeres, frecheres, frischeres und dennoch feminines ICH auf! Seit einem Monat ist der alte Zopf nun schon ab und immer noch blicke ich morgens freudig überrascht in den Spiegel. Gut, dass ich mich neu ausprobiert habe. Tatsächlich habe ich das Gefühl eine neue Freiheit gewonnen zu haben, nach dem Motto:
Ich mache was ich will und darf mich neu erfinden, wann immer mir danach ist.
Ich habe mich von meinen alten Zöpfen gelöst und nicht nur das. Ich spüre, wie alles Eins ist: Der Entschluss meine Haare zu schneiden, mit Fritz einen großen Hund in mein Leben zu holen, genauso wie die Regie über mein Model-Image zu übernehmen und meinen Typ selbst zu bestimmen. Vielleicht werde ich aufgrund meines Kurzhaarschnittes Kunden verlieren, aber ganz sicher, werde ich auch neue hinzugewinnen. Durch meine kurzen Haare entdecke ich zudem meinen Kleiderschrank neu. Meine Lieblingskleider sehen jetzt anders an mir aus und längst ausgemusterte Kleider wirken plötzlich wieder neu und pfiffig.
Ich bin immer noch ich, aber sehe anders aus.
Manchmal erkennen mich sogar Bekannte erst im letzten Moment. Das sind lustige Begegnungen, die ich in all’ den langhaarigen Jahren so nie erlebt habe.
Ja, wirklich, ich glaube, ich möchte nie wieder lange Haare haben… andererseits sollte ich wohl nie „nie“ sagen 😉 …
Vielleicht hast auch Du Lust auf eine Typveränderung 😉
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Simone Jacob
ist Autorin, Regisseurin, Weltreisende, Mutter, Bildhauerin, Model und noch vieles, vieles mehr. Sie hat sich in ihrem Leben mehrfach neu erfunden und ist damit eine Art Lifestyle-Künstlerin. In ihrer exklusiven Kolumne für das PETER HAHN Magazin möchte sie Frauen dazu inspirieren, das Leben zu nehmen, wie es kommt, dabei stets positiv zu denken und auch dem Thema Alter und Altern entspannt entgegen zu sehen. Dabei hat sie jede Menge Tipps und Tricks für die perfekte innere Ruhe und Ausgeglichenheit im Gepäck.