Geht man auf die Suche nach Kosmetik, die sich mit Haut und Umwelt gleichermaßen gut verträgt, stößt man auf Begriffe wie Naturkosmetik, Bio-Kosmetik, Green oder Clean Beauty. Und man stellt sich Fragen wie: „Was ist was?“ oder „Was ist besser?“ Denn irgendwas wollen wir ja nicht an unsere Haut lassen. Und nicht erst seit der „Fridays for future“-Bewegung hat in vielen Konsumentenköpfen bereits der Umdenkprozess pro Umwelt begonnen.
Wir wollen keine Mikroplastik mehr in unserer Hautpflege. Erdöl schon gar nicht. Und wie sieht es mit Alkohol aus – ist der nicht auch schädlich? Und Tierversuche müssen doch für Kosmetik heutzutage auch nicht mehr sein… Also gleich auf Naturkosmetik umsteigen? Womit wir wieder am Anfang wären – welche Kosmetik ist die beste für Haut und Natur und wie halten wir die neuen Begriffe auseinander?
Um Ihnen den Einstieg in dieses Thema ein bisschen zu vereinfachen, lassen Sie mich Eines sagen: Grundsätzlich sind alle Kosmetikprodukte, die Sie in Deutschland und Europa zu kaufen bekommen absolut sicher für Ihre Haut! Denn die EU-Kosmetikverordnung regelt sehr streng, welche Inhaltsstoffe in Kosmetik enthalten sein dürfen und welche nicht. Ebenso regelt sie, wie und wo die Produkte getestet werden – seit 1998 dürfen keine Tierversuche mehr vorgenommen werden. Diese Gesetze wurden 2003 und 2009 weiter verschärft, so dass mittlerweile in Europa nicht nur ganze Produkte nicht mehr an Tieren getestet werden dürfen sondern auch einzelne Inhaltsstoffe nicht mehr.
Dennoch verwirren die vielen Begriffe im Kampf um die Gunst der Kund*innen. Ich habe mich für Sie schlau gemacht und erkläre Ihnen heute die Unterschiede:
Was bedeutet Clean Beauty?
Clean Beauty steht für saubere Formulierungen. Offiziell. Allerdings ist „Clean Beauty“ kein Label, kein Qualitätssiegel und es existiert für den Begriff auch keine allgemeingültige gesetzliche Erklärung oder Regelung. Der Hype der saubereren Kosmetik soll aus den USA kommen – denn dort ist es für Kosmetikartikel viel einfacher eine Zulassung zu bekommen. Die in der EU geltenden Regelungen sind zehnmal so streng. Es handelt sich hier auch nicht um Produkte ohne synthetische Zusätze, Naturkosmetik oder reine Bioware. Im Prinzip sagt „Clean Beauty“ nur aus, dass auf bestimmte Stoffe eben einfach verzichtet wurde. Welche das sind, entscheidet jedes Unternehmen, das sich mit dem Prädikat schmückt, eigenständig.
Im allerbesten Fall finden Sie unter „Clean Beauty“ Kosmetik, die auf problematische Inhaltsstoffe zu Gunsten von Hautgesundheit und Umweltschutz verzichtet. Also zum Beispiel auf Mikroplastik und andere Kunststoffe. Außerdem auf hormonaktive UV-Filter oder Stoffe, die im Verdacht stehen, krebserregend zu sein.
Was bedeutet Green Beauty?
Hier handelt es sich um ein ähnliches Modewort wie oben. Ihnen soll suggeriert werden, sie kaufen die reine Natur. Aber auch hier gilt: Für den Claim „Green Beauty“ gibt es kein Siegel und keine gesetzliche Begriffsklärung.
Grüne Kosmetik wird natürlich produziert. Das bedeutet, dass sie aus natürlichen Rohstoffen hergestellt und auf natürliche Weise weiterverarbeitet wird. Manche Hersteller definieren Green Beauty als möglichst naturnah produzierte Kosmetik. Da der Begriff nicht geschützt ist, definiert aber am Ende jede Marke, die dieses Label benutzt, selbst, wie grün die Produkte wirklich sind.
Was bedeutet Naturkosmetik (mit und ohne Zertifizierung)?
Jetzt kommen wir der Sache schon näher…. denken Sie. Denken Sie aber auch nur. Denn auch Naturkosmetik ist lediglich eine Bezeichnung, aber kein geschützter Begriff. Hier sind Produkte mit natürlichen und naturidentischen Inhaltsstoffen gemeint – allerdings nicht immer auch so formuliert. Und aus biologischem Anbau auch nicht zwingend … aber dazu kommen wir noch.
Anders verhält es sich nämlich mit zertifizierter Naturkosmetik. Zertifizierte Naturkosmetik trägt in der Regel ein Siegel vom BDIH (Bundesverband deutscher Industrie- und Handelsunternehmen), das Natrue-Siegel, Ecocert oder Demeter. Die Vegan-Blume werden sicher viele von Ihnen auch schon kennen. Diese Siegel sind zum Teil international gültig und regeln, welche Bedingungen Kosmetik erfüllen muss, die sich am Ende mit einem solchen Siegel schmücken und damit werben darf. Zum Teil sind die Auflagen recht hoch.
Was ist Wirkstoffkosmetik
Die Definition ist gut gemeint, aber am Ende enthalten fast alle Inhaltsstoffe in einer Kosmetik Wirkstoffe. Sie wirken im besten Fall pro schöne Haut, polstern Fältchen auf, geben einen strahlenden Teint oder mindern Pigmentverschiebungen. Hightech Wirkstoffe, die zum Teil aus Pflanzen gewonnen, zum Teil synthetisch „nachgebaut“ werden, sollen unsere Hautpflege auf ein ganz neues Level heben. Geschützt ist der Begriff ebenso wenig wie Green oder Clean Beauty.
Was ist nun wirklich besser?
Das werden Sie sich wahrscheinlich jetzt fragen…. Ich verstehe Sie vollkommen! Wichtig ist immer der Check der Inhaltsstofflisten. Das ist anfangs mühsam, aber es gibt nützliche Websites und Tools (Hautschutzengel, Code Check oder ToxFox), die Sie bei der Identifikation einzelner Inhaltsstoffe unterstützen. Je weiter vorn ein Inhaltsstoff in der Liste ihres Kosmetik Produktes steht, umso mehr davon enthält Ihr Produkt. Der „gute Stoff“, wie z.B. nährende Öle, Hyaluron, Vitamine oder Anti Aging Wirkstoffe sollten vor Silikonen, Alkohol denat., Parfum und anderen kryptischen Zutatennamen stehen.
Ob Sie auf ein Produkt allergisch reagieren oder nicht, entscheidet nicht der Griff zu zertifizierter Natur-, Apotheken-, Parfümerie- oder Drogeriemarkt-Kosmetik allein. Ausschlaggebend ist immer der Inhaltsstoff, den Ihre Haut nicht mag. Der kann eventuell auch in Naturkosmetik stecken. Denn all die natürlichen Zutaten bergen immer auch Allergiepotential (wer Heuschnupfen hat, weiß wovon die Rede ist). Im Labor nachempfundene naturidentische Wirkstoffe, minimieren solche Risiken.
Mein Tipp für Sie:
Marken mit einem kleinen Sortiment, die Ihnen auf ihren Verpackungen oder Ihren Websites schlüssig erklären können, was sie warum verwenden und welche Benefits die Kosmetik für Sie bereithält, sind für mich immer die, denen ich großes Vertrauen entgegenbringe. Fragen Sie Ihre Kosmetikerin! Sie sollte im besten Fall profundes Fachwissen haben und Sie richtig in der Wahl der Kosmetik beraten können, die am besten zu Ihrer Haut passt.
Entdecken Sie ihre Haut! Denn nur wenn Sie wissen, was für einen Hautzustand Sie mit sich herumtragen, können Sie die passende Pflege aussuchen.
Es grüßt Sie ganz herzlich,
Ihre Schminktante
Anja Frankenhäuser
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Anja Frankenhäuser alias Schminktante
ist leidenschaftliche Make-up Artistin mit einer großen Passion für Modethemen. Als „Schminktante“ ist sie für ihre Auftraggeber in der ganzen Welt unterwegs, auf ihrem gleichnamigen Blog gibt sie vielfältiges Wissen an ihre Leser:innen weiter und in Beautycoachings profitieren Kundinnen von ihrem reichen Erfahrungsschatz. Wir haben sie als Ratgeberin exklusiv ins PETER HAHN Magazin geholt und befragen sie regelmäßig zu Themen mit dem Schwerpunkt Mode & Beauty.