Jedes Land hat seine eigenen Bräuche und Traditionen. In Deutschland feiert selbst jede Familie das Weihnachtsfest auf eine andere Art und Weise. Oftmals so, wie es schon die Eltern und Großeltern gefeiert haben. Während für die einen Weihnachten ohne Weihnachtsgans oder Weihnachtsbraten kaum vorstellbar ist,
spielt bei den anderen das Essen fast keine Rolle. Bescheidene Würstchen und Kartoffelsalat haben ebenso Tradition wie mittlerweile das Fondue oder Raclette. Was essen aber unsere Nachbarn zu Weihnachten und wer bringt den Kindern und Erwachsenen die Geschenke? Und in welchem Land geht man sogar an Heiligabend in die Sauna? Ich habe einige Traditionen aus unseren Peter Hahn-Ländern zusammengetragen.
In Österreich kommen der Heilige Nikolaus und der Krampus
Wenn am 6. Dezember der Nikolaus an die Türe klopf, sollten die Kleinen ein Gedicht aufsagen oder ein Lied singen können, denn der Nikolaus hat einen großen Sack voller Geschenke dabei. Die gibt es aber nur für die braven Kinder. Für die unartigen Kinder hat der Krampus in seinem Zottelfell, seinen Hörnern und seiner langen roten Zunge die Rute dabei.
Die Weihnachtskrippe gehört in Österreich zu den uralten Bräuchen. In manchen Orten wird sogar ein ganzer Krippenweg aus verschiedenen Stationen zusammengestellt.
An Heiligabend gibt es dann Geschenke für alle – diesmal vom Christkind. Zu essen gibt es reichlich: Zum üppigen Weihnachtsessen gehören meistens Fisch oder Fleisch und Weihnachtsgebäck wie Mohnstrudel, Kletzenbrot, Christstollen, Lebkuchen und Kekse. Traditionell besucht man gemeinsam die Mitternachtsmette.
Am 25. Dezember, dem Christtag, geht man auf den Friedhof und zündet Kerzen an für die verstorbenen Verwandten. Danach folgt wieder ein echtes Festessen mit Gans, Truthahn oder Huhn und unterschiedlichsten herrlichen Beilagen. Der letzte Weihnachtsfeiertag ist der Stephanietag am 26. Dezember, an dem man seine Verwandten und Freunde besucht.
Schweiz: Samichlaus und Grittibenz
Auch in der Schweiz gibt es am 6. Dezember Geschenke: Hier bringt der Nikolaus oder – wie er im deutschsprachigen Teil der Schweiz genannt wird – der Samichlaus den Kindern Erdnüsse, Mandarinen, Schokolade und das beliebte Hefeteigmännchen, den Grittibenz. An Heiligabend feiern die meisten in der Familie, mit einem festlich geschmückten Baum, einem gemeinsamen Weihnachtsessen und Geschenken. Traditionen wie Adventskränze und Adventskalender werden hier sehr gepflegt. Typischer Weihnachtsschmuck in der Schweiz sind Kränze aus Stechpalmen und Tannenästen, die mit goldenen Tannenzapfen geschmückt werden.
Niederlande: Der Sinterklaas reitet mit seinem Pferd über die Dächer
In den Niederlanden ist Weihnachten und die Adventszeit eine Zeit der Besinnung, die man mit der Familie verbringt. An Weihnachten feiert man die Geburt Jesu. Die Geschenke bringt in der Nacht vom 5. Dezember der Sinterklaas. Man sagt, er und sein Knecht, der Zwarte Piet, reiten nachts über die Dächer der Häuser und verteilen kleine Geschenke. Die Kinder stellen ihre Schuhe bereit und verstecken darin ihre Wunschzettel. Für das Pferd des Sinterklaas wird ein Eimer Wasser, eine Mohrrübe und etwas Heu bereitgestellt. Allerdings wird auch in Holland der Sinterklaas immer mehr vom „modernen“ Weihnachtsmann verdrängt und der Kommerz rückt leider immer mehr in den Vordergrund.
An Heiligabend geht man zur Hochmesse in der Kirche und zuhause wartet das traditionelle Weihnachtsbrot. Am 25. Dezember lässt man es sich bei einem üppigen Festessen gut gehen, besucht die Familie und nascht am Nachmittag Kuchen und Weihnachtskekse.
In Holland werden übrigens noch sehr viele Weihnachtskarten verschickt. Echte Post, handgeschrieben, ganz wie in alten Zeiten.
England: Küsse unter dem Mistelzweig und brennender Plumpudding
In Großbritannien wird in der Vorweihnachtszeit häufig geküsst. Denn an Deckenlampen und Türrahmen werden häufig Mistelzweige aufgehängt, die schon immer als Friedenssymbole galten. Trafen sich zwei Feinde unter einem Mistelzweig, so umarmten sie sich und bemühten sich, ihren Streit zu begraben. Heute muss man sich gefallen lassen, dass man geküsst wird, wenn man sich mit jemandem unter einem Mistelzweig aufhält – ob man möchte oder nicht.
Bescherung gibt es erst am Morgen des 25. Dezember. Santa Claus – oder Father Christmas – kommt nämlich nachts auf seinem Rentier-Schlitten und rutscht mit den Geschenken den Schornstein hinunter. Diese legt er dann in das Wohnzimmer und in die Strümpfe, die die Kinder am Vorabend an ihren Bettpfosten befestigen.
Höhepunkt des Weihnachtsfestes ist das traditionelle Truthahnessen am frühen Nachmittag des ersten Weihnachtstages. Besonders feierlich wird es, wenn die Mutter den mit Rum flambierten Christmas-Pudding brennend ins Zimmer trägt. Der 26. Dezember heißt in Großbritannien Boxing-Day und wird nicht als Weihnachten gefeiert. Die Bezeichnung stammt noch aus einer Zeit, in der die Bediensteten von ihren Arbeitgebern Geschenke in der sogenannten Christmas Box bekamen.
Belgien: Der Zwarte Piet verteilt die Geschenke
In Belgien gibt es die Geschenke am 6. Dezember. St. Nicolaus und sein Knecht Zwarte Piet verteilen Geschenke, Süßigkeiten und Mandarinen an die Kinder. Kinder lassen ihre Schuhe vor dem Nikolausabend draußen, um sie am Morgen mit Süßigkeiten gefüllt zu finden.
Weihnachten selbst ist ein eher religiöses Ereignis. Am 24. Dezember feiert man mit seiner Familie bei leckerem Essen. Foie Gras, Austern und Champagner dürfen dabei nicht fehlen. Abends besucht man dann gemeinsam traditionell den Mitternachtsgottesdienst.
Finnland: Das Fest des Friedens mit Joulupukki
An Heiligabend geht in Finnland ab 12 Uhr nichts mehr: Die Geschäfte schließen, die öffentlichen Verkehrsmittel fahren nicht mehr und auch die meisten Restaurants schließen. Denn um 12 Uhr wird vom Balkon des Doms in der Stadt Turku der Weihnachtsfrieden verlesen. Die Zeremonie, die auch im Fernsehen übertragen wird, ist den Finnen sehr wichtig. So wichtig, dass selbst Verbrechen in dieser Zeit härter bestraft werden.
Danach gehen die meisten Finnen erst einmal in die Sauna. Der Saunagang ist hier genauso bedeutend wie der Weihnachtsbaum. Das Gedenken an die Toten, der Gang zum Friedhof und das Aufstellen von Kerzen auf den Gräbern gehören ebenso dazu.
Kulinarisch steht der gesalzene Schinken im Vordergrund. Der ist meist so riesig, dass er kaum in den Ofen passt. Dort muss er dann auch die ganze Nacht über bleiben und vor sich hin garen.
Weihnachten in Finnland ist ein Fest der Familie. Die erwachsenen Kinder und Geschwister kommen oft von weit her, um gemeinsam mit Eltern und Großeltern Weihnachten feiern zu können. Nach dem Weihnachtschinken-Essen wird dann auf den Joulupukki, den Weihnachtsmann gewartet. Und der kommt garantiert, schließlich ist er in Finnland zu Hause! Sollte der Weihnachtsmann selbst keine Zeit haben, übernehmen das die Familienmitglieder: Jeder setzt sich eine rote Mütze auf und verteilt als Stellvertreter des Joulupukki die Geschenke. Am ersten Weihnachtsfeiertag geht man am Morgen zur Messe oder fährt mit dem Schlitten dorthin. Jede finnische Familie stellt zwei Kerzen in die Fenster. Später besucht man Verwandte und Freunde. Dazu zieht man sich besonders festlich an und natürlich wird wieder viel und gut gegessen. Der Abend des ersten Weihnachtsfeiertages steht ganz im Zeichen des Friedens. So ist es Tradition und so wird es auch eingehalten!
Schweden: Weihnachten mit Donald Duck
In der Vorweihnachtszeit wird gebastelt, geputzt und gebacken. Am 24 versammelt sich die Familie kurz vor 15.00 Uhr vor dem Fernseher, denn da beginnt die Weihnachtssendung mit Donald Duck. Und das tun etwa 80% aller Schweden genauso. Danach versammelt man sich um den Lichtbaum, wartet auf den Weihnachtsmann und verteilt später die Geschenke. Am frühen Abend wird das Weihnachtsessen serviert: Heringe und Lachs (wie beim Midsommerfest und zu Ostern) gibt es als Vorspeise. Danach isst man in Schweden Weihnachtsschinken, Köttbullar, Wurst, Rotkohl und Käse. Die Erwachsenen genehmigen sich dazu ein paar Bierchen und ein, zwei Schnäpse. Die Weihnachtsmesse, Weihnachtslieder usw. sind in Schweden eher zweitrangig. Das wichtigste ist, Zeit mit der Familie zu verbringen und gemeinsam viel zu essen.
Dänemark: Wer Weihnachten nicht feiert, wird von den Wichteln mit Nüssen beworfen
Zum Weihnachtsfest kommt in Dänemark der Julemand und bringt den Kindern Geschenke. Seine vielen freundlichen Wichtel mit den roten Mützen, die Nissen, helfen ihm dabei. Traditionell werden im ganzen Land Julkuchen oder Klaben auf Hefeteig gebacken. Darin werden Früchte eingebacken und am Ende werden sie schön garniert.
Wenn sich dänische Familien zum Festmahl zusammensetzen, wird für die Nissen eine Schüssel mit Reisbrei bereitgestellt, damit die kleinen Wichtel auch im nächsten Jahr den Platz für die
Geschenke finden. Der Weihnachtsbaum wird mit weißen und roten Fähnchen geschmückt. Wehe denen, die Weihnachten nicht feiern wollen: Diese werden nämlich von den Nissen hinterrücks mit Nüssen beworfen …
Frankreich: Truthahn, Maronen und Champagner
In Frankreich hat das gute Essen das ganze Jahr über einen hohen Stellenwert. Das gilt umso mehr an Weihnachten. Die traditionellen Festtagsgerichte sind der „Dinde aux marons“, ein Truthahn mit Maronen und das „Reveillon“, ein Festmahl aus Austern, Pasteten, Truthahn und
Champagner, dazu gibt es gezuckerte Maronen. Geschlemmt wird den ganzen Abend am 24. Dezember. Danach zieht man zur Mitternachtsmesse, der „Messe de Minuit“.
Früher gab es die Geschenke am 6. Dezember von Saint Nicolas. Heutzutage erledigt der Pere Noel in der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember diesen Job. Der französische Weihnachtsmann steigt durch den Schornstein und lässt die Geschenke in den bereitgestellten Schuhen der Kinder da.
Frankreich leuchtet in der Weihnachtszeit besonders schön. Tausende von bunten Lichtern schmücken die Straßen. Krippenumzüge gehören zur Tradition. In Paris steht übrigens ein riesiges Zelt mit der größten Krippe der Welt.