Tippen und Enter drücken.

Kneipp-Kur für zuhause – wie kaltes Wasser verschönt und jung hält

Klar, auf den ersten Blick denkt man bei dieser Titelzeile sicher erst mal: Das ist aber nix für mich – vor allem, weil das Wetter ja nicht gerade nach Abkühlung ruft. Aber – wenn man es schafft, sich zu überwinden, wird man belohnt, versprochen!

Sebastian Kneipp (1821-1897), der berühmte Pfarrer und Hydro-Therapeut, verdankt der Kaltwasser-Therapie sogar sein Leben. Tägliche Bäder in der maximal 10 Grad kalten Donau halfen ihm, eine schwere Lungen-Tuberkulose zu überstehen. Zu unserem Glück sind seine Anwendungen im Laufe der Zeit wesentlich softer geworden!

Vorab erst mal ein paar Infos:

Allen Kaltwasser-Anwendungen ist auf jeden Fall eines gemeinsam: sie stärken die Selbstheilungs-Kräfte des Körpers durch Kältereize. Mit kaltem Wasser ist übrigens eine Temperatur zwischen 8 bis 12 Grad Celsius gemeint. Nach der Kalt-Anwendung gilt: erst mal möglichst viel bewegen. Nicht direkt vor oder nach dem Essen kneippen und auch nur die Körperpartien frei machen, die behandelt werden.

Weckruf unter der Dusche

Jeder kennt den kalten Guss im Anschluss an die warme Dusche am Morgen – nach dem man natürlich schlagartig wach ist. Unter uns gesagt: Ich bin auf jeden Fall eher ein Lauwarm-Duscher. Meine Strategie ist deshalb: Nach und nach langsam von warm auf kalt gehen. Das ist nicht so krass und macht genauso munter. Und Wechselduschen fördern die Elastizität der Haut, machen sie schön straff. Wichtig: Immer mit kaltem Wasser abschließen.

Noch effektiver wird die Wechseldusche in Kombination mit einer Kneipp’schen Bürstmassage vor dem Duschen. Zwei Minuten lang mit einem Sisalhandschuh oder einer Körperbürste von den Füßen bis zum Hals kreisend massieren. Der ultimative Tipp gegen Cellulite und für samtweiche Haut.

Das macht einen richtig schönen Teint

Am besten gleich nach dem Aufstehen ein Handtuch um den Hals legen und vor der Badewanne knien. Dann erst mal den Brauseaufsatz der Handdusche abschrauben (schön auf das Dichtungsgummi aufpassen). Den kalten Wasserstrahl von der rechten Schläfe über die Stirn zur linken Seite führen. Das Gesicht mehrmals umrunden. Dann vom rechten Nasenflügel zum rechten Wangenknochen und vom linken Nasenflügel zum linken Wangenknochen. Das Ergebnis: müde, fahle Haut wird schön durchblutet und der Teint wirkt so frisch wie nach einem langen Spaziergang. Auch absolut zu empfehlen bei Hitzewallungen!

Auch gut: Alle, denen das Abschrauben des Brauseaufsatzes zu tüdelig ist, benutzen einfach eine mit kaltem Wasser gefüllte Gießkanne.

Ein echter Muntermacher für zwischendurch

Mein Favorit ist das Arm-Bad, auch „Kneipp-Espresso genannt. Er wirkt genau wie ein starker Kaffee – nur eben ohne Nebenwirkungen. Ideal, wenn man tagsüber ein kleines Energie-Tief hat.

Dafür ein Waschbecken oder eine Schüssel mit kaltem Wasser füllen. Beide Arme bis zur Mitte des Oberarms für 30 Sekunden in kaltes Wasser tauchen. Dabei schön entspannt und tief atmen. Dann das Wasser abstreifen und die Arme an der Luft trocknen lassen. Danach ist man voller Tatendrang und kann sich wieder richtig gut konzentrieren.

Die Alternative fürs Büro: Beide Handgelenke nacheinander 20 Sekunden lang unter fließendes, kaltes Wasser halten.

Strafft und stärkt das Immun-System

Ganz ehrlich gesagt, bin ich kein großer Fan von Anti-Cellulite-Cremes. Ich setze lieber auf den Kneippschen Schenkelguss. Der regt nämlich auch wunderbar die Durchblutung an, wirkt entschlackend und abschwellend, ideal auch, wenn man zu Lymph-Ödemen neigt. Außerdem wirkt dieser Guss wie Fitness-Training für die Gefäße.

Dafür den Wasserstrahl am rechten Bein beginnend außen aufwärts bis zum Hüftknochen und dann innen über die Leistenbeuge wieder abwärts führen. Dann ist das linke Bein dran. Zum Schluss noch zuerst die rechte und dann die linke Fußsohle kalt abbrausen. Keine Angst, es reicht vollkommen, wenn das Wasser bei der ersten Anwendung zirka 19 Grad warm ist. Lieber nach und nach an kälteres Wasser herantasten.

Perfekt nach einem langen Tag auf den Beinen

Genau das Richtige für alle, die jobbedingt viel und lange stehen müssen ist der Kalte Knieguss. Er wirkt nämlich Wunder bei schweren Beinen. Abends (nicht direkt vor dem Schlafen) angewendet, ist er auch noch ein perfektes Betthupferl und sorgt für entspannten Schlummer. Einfach in die Dusche oder Badewanne stellen, den Duschkopf abdrehen (möglichst ohne das Dichtungsgummi zu verlieren) und das kalte Wasser außen am rechten Fuß beginnend am Bein entlang über das Knie gießen. Dann das Bein wechseln. Auch diese Anwendung stärkt das Immunsystem – und das kommt jetzt ja gerade recht, oder?!

Das Wohlfühl-Programm für Zuhause
Das Wohlfühl-Programm für Zuhause

Der Storch in der Wanne

Zum Wasser-Treten braucht man übrigens nicht nach Bad Wörishofen zu fahren. Das klappt richtig gut auch in der heimischen Wanne. Die füllt man einfach bis eine Handbreit unterhalb der Kniekehle mit kaltem Wasser. Dann stellt man sich hinein und schreitet auf der Stelle. Bei jedem Schritt das Bein komplett aus dem Wasser herausziehen und die Fußspitze dabei etwas nach unten beugen. Wenn es einem zu kalt wird, hört man damit auf. Nach dem Aussteigen das Wasser einfach abstreifen, nicht abtrocknen. Dann geht man noch ein paar Minuten durch die Wohnung und hat schnell wieder mollig warme Füße. Die Wirkung: Das Wasser-Treten regt Kreislauf, Durchblutung und Stoffwechsel an und wirkt, genau wie der Knie-Guss wie Fitness auf die Venen. Effekt: straffere Beine. Angeblich soll es sogar bei Migräne helfen.

Pfarrer Kneipp war übrigens der Meinung: „der Schuh ist eine Fußverkümmerungsmaschine“. Kein Wunder also, dass einer seiner Lieblings-Tipps das Tau-Treten war. Dabei spaziert man zwei bis drei Minuten über taufeuchtes Gras, im Winter alternativ 20 bis 30 Sekunden über frisch gefallenen Schnee – und der Tag kann beginnen. Die Füße danach nicht abtrocknen. Ideal ist es nämlich – nach Kneipp – wenn die Füße durch Gehen wieder warm werden. Der Effekt: stärkt Immunsystem und Gefäße (gut gegen Besenreiser) und lindert Kopfschmerzen.

Ich versuche gerade, mich an folgendes Kneipp-Zitat zu halten:

„Wer nicht jeden Tag etwas Zeit für seine Gesundheit aufbringt, muss eines Tages sehr viel Zeit für die Krankheit opfern.“

Alles Liebe von

Ute

Photo-Credit: Fotos: www.ralph-hartmann.com