Ende Februar lud uns einer unserer langjährigen Lieferanten zur Produktionsbesichtigung der anderen Art ein: bewaffnet mit typisch schwäbischen Butterbrezeln als Proviant machten wir uns auf den Weg entlang der verschiedenen Produktionsstufen auf der schwäbischen Alb: wir besuchten Nähereien, Stoffzuschnitt, eine Strickerei und sogar eine Textilausrüstung. Der Firmeninhaber begleitete uns persönlich über den Tag hinweg und ermöglichte uns spannende Einblicke in die heimische Produktion – ein tolles Beispiel für eine transparente Lieferkette direkt vor unserer Haustür:
Nähereien
Los ging es mit den Nähereien: In den beiden Näherei-Betrieben konnten wir über die Schulter von erfahrenen Näherinnen schauen und dabei über die präzise Handarbeit staunen. Beide von uns besuchten Nähstuben sind mit weniger als 30 Mitarbeiterinnen beinahe familiär und werden von Inhaberinnen geleitet, die ihr Handwerk mit Leidenschaft ausüben. Eine der Näherinnen überraschte uns mit der Aussage „Ich näh ums Leben gern“ – wie schön wenn man einen Beruf mit so viel Hingabe ausführt.

Stoffzuschnitt
Unsere nächste Station war der Stoffzuschnitt: Hier werden bis zu 180 Lagen Stoff übereinander gelegt und dann manuell zugeschnitten. Der kleine Betrieb, der unsere Teile zuschneidet, besitzt nur 3 der langen Zustelltische, setzt dabei aber auf präzise Handarbeit ohne große computergesteuerte Schneidemaschinen.

Stickerei
Nach einer kleinen Stärkung ging es weiter in eine Strickerei in Balingen. Diese fing 1958 mit nur einer einzigen Rundstrickmaschine an – heute sind es 40. Diese lange Erfahrung braucht man, um die komplexen Maschinen korrekt für fein gemusterte Stoffe wie Minijacquard einzustellen. Mit höchster Präzision stricken dann mehrere hundert Nadeln eine lange Stoffbahn, die sich im Anschluss weiter auf den Weg zum fertigen Kleidungsstück macht.

Textilveredelung
Zwei durch und durch schwäbische Brüder überraschten uns bei unserer letzten Station, einem Betrieb für Textilveredelung. Die beiden Geschäftsführer lernten von Haus aus zwar den Beruf Koch, sind im Gebiet der Textilien aber mittlerweile Vollprofis. In der betrieblichen „Hexenküche“ werden Farbrezepturen erarbeitet, um Stoffe später in den großen Kesseln einzufärben. Einige große Spannrahmen machen zusätzlich die Bearbeitung des Stoffes möglich, um ihn vor der Konfektion optimal zu trocknen und zu fixieren. Dieser Vorgang benötigt Ruhe und Zeit und wurde uns besonders anschaulich erklärt: „Es isch wie beim Hefezopf, die Stoffe müssen vor der Weiterverarbeitung ruhen“. Genau diese Zeit und Sorgfalt sorgen dafür, dass am Ende des Produktionsprozesses hochwertige und langlebige Lieblingskleiderstücke entstehen – sozusagen slow fashion „ausm Ländle“.
Von der ehemaligen Textilhochburg rund um das Gebiet Balingen sind heute nur noch einzelne, meist kleine Betriebe übrig geblieben. Umso begeisterter sind wir, dass es nach wie vor Produkte „made in Germany“ gibt, die wir Ihnen anbieten können. So wie zum Beispiel diese tolle Bluse mit Leo-Print, die wir auch vor Ort im Zuschnitt gesehen haben.

Wir sind stolz bereits seit 30 Jahren mit unserem Lieferanten zusammenzuarbeiten und hoffen, dass die kleinen Betriebe rund um die schwäbische Alb auch zukünftig noch lange erhalten bleiben.
Fashion Revolution Week
Bei unserer Produktionsbesichtigung auf der schwäbischen Alb haben wir Magdalena und Irene kennengelernt:

Magdalena ist froh, als Teilzeitkraft beschäftigt zu sein. So kann sie sich ihre Arbeitszeit flexibel einteilen, da sie ein kleines Kind zuhause hat. Sie ist eine gelernte Kraft und ist begeistert, ihren Beruf ausüben zu können. Sie erzählt uns „Ich näh für mein Leben gern“. Magdalena arbeitet schon seit 2 Jahren im Unternehmen.
Irene hat früher schon als Näherin in Rumänien gearbeitet. Sie ist froh, dass es auch hier in Deutschland die Möglichkeit gibt, ihr Können unter Beweis zu stellen. Irene ist seit mehr als 2 Jahren in der Näherei beschäftigt.