Heute möchten wir Ihnen gerne einen langjährigen Lieferanten von uns aus China vorstellen. Anlass ist die Teilnahme dieses Lieferanten an unserem Public Private Partnership-Projekt (PPP).* In einem solchen PPP-Projekt arbeiten die öffentliche Hand (der Staat) und die Privatwirtschaft (PETER HAHN) zusammen, um entwicklungspolitische Ziele zu erreichen, wie beispielsweise die Weiterbildung von Angestellten in Produktionsstätten in Schwellen- und Entwicklungsländern wie China.
Worum ging es in diesem Projekt?
Ein individuelles Schulungsprogramm für Lieferanten war unser Schwerpunkt vor Ort. Konkret bedeutet das, dass wir drei ausgewählte Lieferanten in Südchina über zwei Jahre durch individuelle und umfassende Schulungsprogramme unterstützt haben. Das PPP-Projekt richtete sich sowohl an das jeweilige Management als auch an die Mitarbeiter der Lieferanten. Themenbereiche waren in erster Linie Sozialstandards, Umweltschutz und die Verwendung von Chemikalien. In Südchina hat unser lokaler Partner Consulting Service International Ltd. (CSI) das Qualifikationsprogramm mit unseren Lieferanten durchgeführt. Jede Fabrik wurde hierzu ca. 12-mal besucht. Einen dieser Lieferanten (einen langjährigen Stricklieferanten) und sein Engagement in diesem Programm stellen wir Ihnen heute vor.
Verbesserungen im Bereich Sozialstandards
Im ersten Schritt wurde eine Bestandsaufnahme durchgeführt, die sogenannte „Baseline“: Wo steht der Lieferant beim Thema Sozialstandards und in welchen Bereichen gibt es Verbesserungspotentiale? Im Laufe des Projekts erhielt der Lieferant Handlungsmöglichkeiten und konnte diese durch das umfassende Schulungsprogramm selbst umsetzen („Implemented“). In diesem konkreten Fall hat der Lieferant alle vorgeschlagenen Maßnahmen umgesetzt – ein Vorzeigelieferant.
Im Bereich Sozialstandards ging es u.a. um das Thema Arbeitssicherheit. Tragen Mitarbeiter an den Strickmaschinen Gehörschutz? Die Maschinen sind nämlich ziemlich laut. Falls sie diese nicht tragen – warum nicht? Passen sie vielleicht nicht richtig? Gibt es Alternativen?
Mitarbeiter schulen
Zu diesem Zweck haben wir gemeinsam mit der Nichtregierungsorganisation LESN (Labour Education and Service Network) ein Handbuch entwickelt. Die relevanten Themen haben wir vorab durch eine Umfrage in den Fabriken mit mehr als 150 Teilnehmern ermittelt.
Nachdem wir das Handbuch fertiggestellt haben, haben wir es verteilt – und zwar nicht nur an die Mitarbeiter der drei geschulten Lieferanten, sondern auch bei unseren anderen Lieferantenbesuchen und Lieferantentagen.
Verbesserungen im Bereich Umweltschutz und Chemikalienmanagement
Beispiel: Die korrekte Lagerung und Beschriftung von Chemikalien, z.B. von Waschmitteln. Der Lieferant hat mit Unterstützung von CSI ein Inventar seiner Chemikalien erstellt und diese auf neue Chemikalien umgestellt – das alles gemäß den Anforderungen der MRSL (Manufacturing Restricted Substances List) der ZDHC Initiative (Zero Discharge of Hazardous Chemicals), einer Vereinigung von Textil- und Schuh-Herstellern. Ziel von ZDHC ist es, gefährliche Substanzen (Schadstoffe) aus dem Produktionsprozess von Bekleidung zu eliminieren. Vor allem für die Umwelt sind diese Chemikalien schädlich, da sie die Flüsse verschmutzen können. Wird dieses Wasser als Trinkwasser genutzt, kann es außerdem zu Gesundheitsproblemen bei den Anwohnern führen.
Die gesetzlichen Anforderungen sind bei unseren Produkten selbstverständlich erfüllt – im Rahmen von ZDHC möchten wir aber noch einen Schritt weiter gehen und gemeinsam mit unseren Lieferanten und Vorlieferanten am Einsatz ZDHC-konformer Chemikalien arbeiten. Denn hierbei zählt nicht nur, dass im Endprodukt keine Rückstände mehr enthalten sein dürfen – bestimmte Chemikalien dürfen gar nicht mehr eingesetzt werden (Negativliste) und müssen durch umweltschonendere Chemikalien ersetzt werden (Positivliste).
Unser Lieferant nutzte vor Projektbeginn sieben Chemikalien von der Negativliste, die alle im Waschprozess eingesetzt wurden. Diese hat er konsequent getauscht und produziert somit nun konform mit der ZDHC MRSL. Wir haben Bestätigungs-Tests am Endprodukt durch ein externes Prüfinstitut (TÜV Rheinland) durchführen lassen. Für uns ist dieser Lieferant jetzt unser „Leuchtturm“: Unser erster Lieferant, der in Zusammenarbeit mit uns seine Chemikalien auf gesundheits- und umweltschonendere Chemikalien umgestellt hat.
Ziel ist es, dieses Engagement auf die anderen Lieferanten und Vorlieferanten zu übertragen. Auf Grund der Komplexität der textilen Lieferkette ist dies eine große Aufgabe, der wir uns aber nichtsdestotrotz stellen möchten. Diese Umstellung wird nicht über Nacht passieren, aber wir arbeiten bereits an einer Strategie. Wir werden im Blog wieder hiervon berichten.
Teilnahme-Urkunde
Unser Dank gilt vor allem Lilly: sie ist in der Fabrik für das Thema Nachhaltigkeit zuständig. Sie hat sich bei meinen Besuchen mehrfach für das Projekt und den inhaltlichen Input von CSI (Ms. Hayley, links im rechten Bild) bedankt. Sie hat im Projekt sehr viel gelernt und möchte ihr Wissen auch langfristig konkret umsetzen. Zum Projektende haben wir Lilly und Cindy (Management) als Dank eine Teilnahmeurkunde überreicht.
*Das develoPPP.de-Projekt wird durch die DEG – Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft mbH aus öffentlichen Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung mitfinanziert